Vor ein paar Jahren fuhr ich einmal mit dem Auto ein Stück hinaus, weil ich einen bestimmten Weg erkunden wollte. Auf den ersten Metern sagte ich innerlich zu Gott: Da bin ich, ich habe jetzt Zeit für dich, du könnest also jetzt gerne zu mir reden und mir große Dinge zeigen – über dich oder über mein Leben. Es war hier keine besondere Last oder Sorge, auch keine bestimmte Frage, die ich Gott vorlegte, sondern ich wollte einfach ihm das Feld überlassen. Ich kann gar nicht sagen, wie hoch meine Erwartung wirklich war, dass Gott sich melden würde. Es war wohl ein Mix aus Bedürfnis, Hoffnung und gebremster Zuversicht. Dass es einfach ein ganz normaler Spaziergang werden würde – ich unterwegs mit meinen eigenen Gedanken –, war nicht ausgeschlossen.
Mein Weg führte mich über einen ziemlich abgelegenen Weg, an dem plötzlich ein größeres Sägewerk auftauchte; daneben ein Wohnhaus. Eine hübsch hergerichtete Sitzecke zog meine Aufmerksamkeit auf sich: eine farbig gestrichene Gartenbank vor dem Haus, Blumen und ein Schild an der Wand, eine Art Tonkachel mit einigen Worten darauf. Ich trat näher und las: „Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ (1. Johannes 4,6). Zuerst freute ich mich einfach, so unerwartet einem Schriftwort zu begegnen, und auch darüber, dass jemand eine solche Wertschätzung für Gottes Wort hat, dass er es öffentlich an seine Hauswand hängt.
Gottes Antwort für mich
Doch ein paar Schritte später wurde mir klar, was Gott mir damit sagen wollte: Du suchst nach meiner Nähe, du streckst dich aus und willst mich neu erfassen – doch alles, was du „tun“ musst, ist: in meiner Liebe bleiben. Dich von mir lieben lassen. Dann hast du schon alles. Dann bleibe ich in dir und du in mir. Das war eine Botschaft zum Aufatmen für mich, und sie passte genau in die Reihe der Dinge, die mich in den Predigten der letzten Wochen angesprochen hatten.
Ich hätte wirklich nicht geglaubt, dass Gott auch zu mir einmal durch eine Schrift an der Wand sprechen würde, so wie er es mit dem König Belsazar gemacht hatte (Daniel 5). Doch tatsächlich, es ist nicht zu leugnen: Da war die Schrift an der Hauswand und sie sprach zu mir! Und der sich daran anschließende Weg, den ich unter die Füße nahm, gab mir Zeit, Gott dafür zu danken.
(Von diesem Erlebnis und von weiteren prägenden Gebets-Speziergängen habe ich erzählt in dem Buch: Alltagsbeter. Beten, auch wenn das Leben laut ist.)